Im Conjunto Palmeiras, einem armen, aber nicht mehr ganz so armen Viertel der brasilianischen Stadt Fortaleza, gibt es ein Gebäude, das früher einmal als Versammlungsraum und Theater diente. Wenn man das Gebäude betritt, dann blickt man auf eine kleine, leicht erhöhte Guckkastenbühne. Jeweils drei Steinstufen führen auf beiden Seiten hinauf zur Bühne, die oben durch einen runden Steinbogen abgeschlossen wird. In der Rückwand, genau in der Bühnenmitte, findet sich ein Durchgang zum Backstagebereich. Ausserdem gibt es drei Fenster, drei quadratische Löcher in der Wand, eines, von der Bühne aus gesehen, auf der rechten, zwei auf der linken Seite. Durch ein Raster aus kleinen Öffnungen in der Wand unter der Bühnendecke tritt Tageslicht in den Raum. Früher versammelte sich hier die ASMOCONP, die Vereinigung der Bewohner des Conjunto Palmeiras, die auch heute noch in einem Nebenraum ein Büro hat. Und es trat die Theatergruppe Flores do Lixo auf, die Trash Flowers. Theater ist hier schon eine Weile nicht mehr gespielt worden, aber nach wie vor versammeln sich hier Menschen: um Geld abzuheben und einzuzahlen, um Kredite und Versicherungen abzuschliessen. Die Löcher in der Wand sind heute Bankschalter. Zwei Bankautomaten stehen im Eingangsbereich. Tische mit Computermonitoren finden sich neben dem Eingang und vor der Bühne. Um hier Geldgeschäfte zu tätigen, zum Beispiel, um die brasilianische Nationalwährung Real in die Komplementärwährung Palmas zu tauschen, oder umgekehrt, muss man eine Bühne betreten. Als wir nach Fortaleza gefahren sind, hatten wir erwartet, Überzeugungsarbeit leisten zu müssen für die Idee, dass ein Theater der geeignete Ort sein könnte, um eine Bank zu gründen. Das Gegenteil war der Fall – alles, was wir hörten, war: so haben wir auch angefangen.
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